Unsere Vorweihnachtstage sind geprägt von vielen, kleineren oder grösseren Überraschungen. Seit dem 20. Dezember sind wir nämlich auf Safari. Kenia war uns seit vielen Jahren immer schon ein Begriff für eindrucksvolle, schöne, tierreiche Safarireisen. Ein Traum geht für uns hier in Afrika in Erfüllung. Seit unserer ersten Weltreise, ja es sind genau 15 Jahre vergangen, und den damaligen Wildlife-Erlebnissen in Südafrika, hegten wir immer den Wunsch, wieder auf Game-Drives gehen zu können. Seit bald einer Woche „jagen“ wir täglich - natürlich nur fotomässig resp. feldstechermässig – den vielen wilden Tieren nach. Unser erstes Hotel (The Ark) wurde direkt neben einer Wasserstelle errichtet und dort hat man während 24h Zeit, auf verschiedenen Balkonen oder Aussichtsplattformen die Gelegenheit, zu beobachten, was sich im und um das Wasser so abspielt. Man ist geheissen, das Gebäude nicht zu verlassen. Wir als Zuschauer werden also sozusagen zu den Lebewesen, welche im Käfig sind und die wilden Tiere da draussen können entscheiden, wann sie wie viele neugierige Touristen sehen möchten. Ein Unterschied bleibt zur normalen Zoowelt: Die Tiere brauchen keine Eintrittstickets zu besorgen. Von der Terrasse aus können wir den Kampf zweier Büffel live mitverfolgen – ja unsere Aussicht ist so gut, dass wir sogar als Kampfrichter amten könnten. Später in der Abenddämmerung kommt ein Elefantenfamilienclan daher marschiert. Die Jungen immer schön behütet in der Mitte. Dies ist auch notwendig, da unzählige Hyänen in den umliegenden Büschen lauern. So übernehmen einzelne Elefanten tatsächlich die Wache und sobald eine Hyäne zu nahekommt, wird diese mit lautem trompetenartigen Geräuschen und ausgeklappten Ohren zurück in die Büsche getrieben. Auch der verbleibende Büffel wird vom Territorium verdrängt. So wie sie gekommen sind, so sind sie auch wieder verschwunden.
In den kommenden Tagen kommt unser Geländebus dann voll zum Einsatz. Das Dach kann gehoben werden, so dass wir, geschützt von der Autohülle, beste Aussichten auf Tier- und Pflanzenwelt geniessen können und dies alles mit einem Dach über dem Kopf. Unser Driver Edward versteht es immer wieder, den Bus in die beste Beobachtungsposition zu bringen. Dies ist bei den Geländeverhältnissen nicht immer ganz einfach. Im Nakuru Nationalpark sehen wir zum ersten Mal Nashörner, Giraffen, Flamingos und Pelikane. Auf dem Rückweg vom abendlichen Gamedrive verabschieden uns drei ausgewachsene Nashörner direkt am Strassenrand. Die Weiterfahrt in den Massai-Mara Nationalpark führt durch wenig grössere oder kleiner Städte und Dörfer, vor allem durch endlose weite, karge Landschaften ab und zu durch ein fruchtbares Tal, alles auf dirty roads. So sehen wir viele Schafs-, Ziegen- oder Viehhirte, welche mit riesigen Herden durch die Landschaft ziehen. Ebenfalls können wir Antilopen, Zebras und Wildschweine beobachten. In den Dörfern pulsiert das Leben mit zahlreichen Strassenständen – alle immer mit demselben Angebot – vielen Töffreperaturstätten, einigen verlotterten, bunt bemalten Häusern oder Blechbaracken und vielen Leuten auf der Strasse, ob jung oder alt. Für unser westliches Auge erscheint alles sehr staubig, verlottert, improvisiert, provisorisch, ja einfach total anders. Die Andersheit macht es spannend und doch wundern wir uns, wie und wovon die Leute hier wohl leben.
Die nächsten Safarierlebnisse machen wir im Massai-Mara Nationalpark. Unser Ziel ist der Löwe oder auch die Löwin, unser Traumziel ist noch ein Leopard dazu. Edward macht uns keine allzu grossen Hoffnungen. Von beiden Tierarten hat er heute noch nichts im Funkgerät gehört. Wir werden ja sehen. Kaum fahren wir in den Park, erblicken wir schon nebst den zahlreichen, abwechslungsweise schwarz-weiss gestreiften Zebras und den Antilopen auch die ersten Gnus. Auch die geben ein gutes Fotosujet ab. Ganz in der Nähe können wir drei Giraffen beobachten, welche wie uns Edward gestern erklärt hat, die Musterung bis über das Fussgelenk haben. Wenig später stehen wir direkt vor eine Elefantenherde, welche die Steppe durchquert und die frischen Blätter der umliegenden Bäume genüsslich verspeist. Ein Elefantenbaby scheint förmlich mit einem Stück Plastik und mit Hilfe des Windes zu spielen. Wir brauchen nicht lange weiterzufahren, da liegen acht Löwinnen direkt vor unseren Rädern. Die Sonne scheint sie sehr müde gemacht zu haben. Wir sind dafür umso glücklicher. Plötzlich heisst uns unser Driver abzusitzen und wir fahren rasch weiter – was liegt da wohl im Busch. Wir kommen rasch in die Nähe vieler Autos, ja für Savannenverhältnisse ist es fast ein Wagenpark. Rasch erfahren wir, dass sich in diesen Büschen tatsächlich ein Leopard versteckt hält. Wow, wir können unsere Gefühle gar nicht in Wort fassen. Zuerst können wir noch nichts erkennen, doch Edward ist sehr bemüht, den besten Platz für uns zu finden. Nach einigem Umherrangieren hat er die perfekte Position gefunden und wir sind keine zehn Meter von dieser scheuen Raubkatze entfernt! Wir könnten jubeln vor Freude, doch das ist an dieser Stelle nicht angebracht und so frohlocken wir innerlich. Ein kleines Loch im Unterholz lässt uns einen guten Blick auf die Raubkatze zu und wir können diese während geraumer Zeit beim fressen ihrer Beute beobachten. Der Anblick ist wunderbar, genial schön, ja einfach herrlich und einmalig zugleich. Edward sagt, dass wir wirklich grosse Glückspilze seien. In den letzten zwei Monaten hat er kein Exemplar mehr zu Gesicht bekommen. Wir geniessen den Moment in vollen Zügen, saugen jede einzelne Beobachtungssekunde in uns auf und staunen über die Schönheit und Eleganz dieses Raubtieres. Der Weg zurück führt wieder an den Löwinnen vorbei, welche bereits einen etwas aktiveren Eindruck machen. Auch am folgenden Tag können wir drei weitere Leoparden beobachten und zum zweiten Mal Löwen bei ihrer Leibspeise: Wildschwein oder Zebra. Ja wir haben tatsächlich schon unser Weihnachtsgeschenk bekommen, die big five innerhalb von kurzer Zeit zu Gesicht zu bekommen. Morgen geht die lange Reise nach Tansania in den Serengeti Park los. Wir sind gespannt!
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Irene (Donnerstag, 11 Januar 2018 13:19)
Hammerbilder!
Das ist schon was anderes als mit unseren Schülern, die wie Gazellen über die Barren springen, wie Löwen um Bälle kämpfen oder wie die Elefanten gemächlich durch die Halle trotten :)