កម្ពុជា

Von Dubai aus, mit einer eineinhalbstündigen Zwischenlandung in Yangon, erreichen wir die Hauptstadt Kambodschas nach knapp acht Stunden. Die Zeitverschiebung beträgt 4 Stunden bezüglich Dubai, dies macht sechs Stunden bezüglich der Schweiz. Bei der Einreise lernen wir die asiatische Freundlichkeit von der anderen Seite kennen. Der erste Zöllner lässt uns gar nicht erst an seinem Schalter anstehen, obwohl wir an der Reihe wären. Der zweite Zöllner wird wütend, weil wir ihm, wie in den schriftlichen Informationen verlangt, je zwei Ausdrucke des Visums hinstrecken. Nach dem ersten Zusammenzucken packen wir alle Zweitkopien rasch wieder ein. Schön brav geben wir unsere Fingerabdrücke – dies sind wir uns von Afrika ja bereits gewohnt. Ja, wir sind in Kambodscha angekommen und dass es anders geht, dürfen wir in der Empfangshalle erleben. Kaum schauen wir Richtung Taxischalter kommt uns ein freundlicher Mann entgegen, fragt ob wir ein Taxi brauchen und schon halten wir den Voucher in der Hand. Ja so kennen wir Asien! Durch den Abendverkehr mit all den zwei-, drei-, vier- nein z.T. sogar fünffach belegten Vespas oder eben Honda Oms, den zahlreichen Tuk-Tuks und den vielen Autos werden wir sicher zu unserem Hotel chauffiert.

Der Royal Palace ist eines unserer Ziele in Phnom Penh. Die imposante Anlage mitten in der Stadt fällt schon von weitem auf mit den geschwungenen Dächern und dem vielen Gold. Dieser Eindruck bestätigt sich beim Besuch noch mehr. Wir sind vor allem vom Innern des Thronsaales fasziniert. Dieser ist über und über mit Gold verziert, viele schöne, kleine Stukaturen und Verzierungen und mittendrin der Thron des Königs von Kambodascha. Die vielen aufkommenden Fragen der Girls können wir nicht annähernd beantworten. Wo ist er jetzt? Was macht er im Moment? Wann regiert er in diesem Saal? Brauchen sie hier keine PC’s? Wer darf sonst noch in diesen Saal? Wo sind seine Leibwächter? … usw. Wir begnügen uns mit dem Bestaunen all der Gebäude, der königlichen Gewänder, all der verschiedenen Sänften, welche entweder auf den Rücken eines königlichen Elefanten gebunden werden oder von den Leibwächtern getragen.

Eine Tour auf dem Mekkong, einem der längsten Flüsse der Welt und dem wichtigsten in Südostasien, gehört zum Pflichtprogramm. Er gilt übrigens auch als sehr fischreich, allerdings wenn man die Wasserqualität der Farbe nach beurteilen muss, bestellen wir zum Essen jeweils lieber Chicken anstelle von Fisch. Wir chartern ein Boot für eine Privattour mit Guide. An Deck werden wir sogleich mit Ananas, Dragonfruit und einem Getränk bedient. Unser Guide möchte mir bereits um 10.00 Uhr am liebsten ein Bier andrehen. Das ist dann doch etwas zu früh. Vorbei an zahlreichen Fischerbooten und am Royal Palace fahren wir gemütlich zu einer Seidenweberei. Hier werden wir in die Produktion von Seide eingeführt. Dieser Familienbetrieb, welcher seit acht Generationen Seidenraupen züchtet, besteht aus zehn Personen. Der gesamte Prozess, d.h. aus den Kokons die Seide gewinnen, diese anschliessend reinigen und färben und zum Schluss auch noch zu ornamentreichen Stoffen verweben, geschieht hier direkt vor Ort. Die Grossmutter der Familie hat die verantwortungsvolle Aufgabe, aus der Rohseide den feinen, webfertigen Seidenfaden zu spinnen – ja sie spinnt beinahe den ganzen Tag, in einer Seelenruhe mit viel Passion und Gelassenheit. Sie ist es auch, welche mit einer älteren Schwester unserer Führerin für die jeweiligen Muster zuständig ist. Die Bereitstellung eines Webstuhles benötigt ebenfalls sehr viel Zeit und Geduld. Allein das Einfädeln der 4700 Kettfäden dauert fünf Stunden. Danach müssen die einzelnen Schäfte eingefädelt werden. Diese sind für das Muster zuständig. Ebenfalls eine Arbeit von einem Tag. Jetzt kann mit dem Weben begonnen werden. Das Resultat ist dann erst nach einigen Tagen sichtbar. Wir sind beeindruckt von dieser Handarbeit. Zurück am Ufer besuchen wir den Central Market mit all der echten und gefälschten Ware, ein richtiger asiatischer Markt. Handeln ist angesagt und dazwischen muss man auch ein ernstes Gesicht machen, damit man eher den Preis bekommt, welchen man wünscht.

Mit der Cambodian SilkAirline geht es weiter nach Siem Reap unserem Ausgangspunkt für das nächste grosse Highlight unserer Reise. Die Tempelanlagen rund um Angkor Wat warten auf uns. Die Reise ist anstrengender als wir denken und so sind wir froh, in einem sehr guten Hotel mit freundlicher Bedienung untergebracht zu sein. Wir planen bereits unsere beiden Tage hier in Siem Reap. Für das Abendessen gehen wir auswärts. Lisa findet ein Restaurant, in welchem Jugendliche ausgebildet werden. Es wird von einem Schweizer Paar geführt. Wir wollen zu Fuss dorthin gehen, die Leute vom Hotel raten uns allerdings davon ab, da es an einer unbeleuchteten Strasse liegt. So wird für uns ein Tuk Tuk bestellt, welches uns sicher zum „Heaven“ bringt. Wir werden von der Chefin persönlich sehr freundlich empfangen und ohne Warten und ohne Vorreservation sogleich an einen Vierertisch geführt. Auf dem kurzen Weg zum Tisch hört sie uns sprechen und wechselt sogleich auf Schweizerdeutsch. Die Kinder staunen nicht schlecht – ja es gibt sie, die Schweizerinnen und Schweizer, welche im Ausland unterstützendswerte Projekte aufbauen. Sie freut sich nur schon deshalb, dass wir uns für dieses Lokal entschieden haben. Im Jahre 2011 wurde dieses Restaurant gegründet mit dem Ziel, Jugendlichen eine Ausbildung im Fachbereich Restauration anzubieten. So bedienen, bekochen, servieren Jugendliche die anwesenden Gäste. Im Heaven ist das Essen im wortwörtlichen Sinn himmlisch. Alle vier sind höchst zufrieden. Es ist nur dem Hunger zuzuschreiben, dass Céline noch vier Kroketten nachbestellt und sie alle vom Teller fegt. Nach dem guten Kaffee nehmen wir bereits die Reservierung für übermorgen Abend vor, was die Chefin ausserordentlich freut. Sie sagt, dass ein Wiederkommen der Gäste das grösste aller Komplimente darstellt und nimmt so die Anfrage gerne entgegen. Per Tuk Tuk lassen wir uns nach Hause fahren – mit der Abkürzung sind wir sehr schnell im Hotel, allerdings führt diese tatsächlich nur durch unbeleuchtete Strassen.

Am nächsten Morgen erwartet uns unser Tuk Tuk Driver bereits und jetzt kann es endgültig losgehen. Er stoppt ein erstes Mal beim Sicherheitscheck – dort geht es lediglich darum, die Tickets vorzuweisen. Wie ein Kondukteur der früheren alten, guten SBB-Tage knipst der Aufseher ein Loch in das personifizierte Billett, natürlich bei der Zahl, welche dem Datumstag entspricht. Etwas weiter vorne stoppt er im Schatten der Bäume abermals, nimmt seine Karte hervor und beginnt zu erklären. Allerdings schlägt er uns eine andere Route vor, da es zur Mittagszeit sehr, sehr heiss sei im Angkor Wat Tempel und dieser mit Abstand der grösste sei. Vor der Hitze fürchten wir uns nicht, eher vor einem Massenandrang der Chinesen. So fragen wir ihn postwendend nach dem erwarteten Besucheraufmarsch. Dieser scheint am Mittag doch dank oder wegen der Hitze deutlich geringer zu sein als am Vormittag. Diesen Umstand wollen wir uns zunutze machen und ändern deshalb die Small Route nicht ab. So folgen wir dann den Spuren dieses UNESCO geschützten, geschichtsträchtigen Ortes und wie wahrscheinlich die allermeisten Touristen starten wir also mit der weltberühmten, besterhaltensten und gleichzeitig grössten Tempelanlage – jener von Angkor Wat. Sie geht auf das 12. Jahrhundert zurück und wird von einer Mauer umgeben, welche 1300 Meter x 1500 Meter misst. Diese Masse zeigen in etwa, wie gewaltig gross und weitläufig die ganze Anlage ist. Der Tempel ist dem Hindu Gott Vishnu geweiht. Mächtig und stolz ragen die fünf Haupttürme den Wolken entgegen und geben mit dem vorgelagerten Weiher das weltbekannte Fotosujet ab. Die Dimensionen sind absolut imposant wie auch die zahlreichen, bis ins kleinste Detail ausgearbeiteten Meisselarbeiten an Wänden, Pfeilern und der Decke. Meterweise sind detailgenaue Bildergeschichten in Stein gehauen und erzählen ebenso viele Geschichten. Unzählige Figuren, seien es von Kriegern, Sänftenträgern, Königen sind abgebildet und man könnte sich noch stundenlang im Detail verlieren. Über eine Holztreppe gelangen wir auf die zweite Ebene und von dort führt abermals eine sehr, sehr steile Treppe zur obersten Ebene. Wir stellen uns in die Schlange und sind gleichzeitig aber erfreut, wie rasch es vorwärtsgeht. Beinahe am Beginn der Treppe erfahren wir dann allerdings, dass Kinder unter 12 Jahren nicht zugelassen sind. Ist die steile Treppe der Grund, oder, dass sie keinen Eintritt bezahlen mussten? Wir wissen es nicht, tippen aber auf das Erste. Leider haben wir die Säntisfotos nicht gleich zur Hand, um zu beweisen, dass unsere beiden Girls viel eher, viel schneller, viel geschickter und viel trittsicherer als so mancher Tourist oder Touristin die Treppenstufen erklimmen würden. Nun gut, so lassen wir unsere Girls am Schatten warten und erklimmen die Stufen alleine. Die Aussicht von hier oben ist phänomenal – schade, dass Justine und Céline, bei ihren Kletterqualitäten, diese nur auf den Fotos erleben dürfen. Beim Abstieg haben wir drei chinesische Exemplare überholt, welche vor Höhenangst im Schneckentempo, sich mit beiden Händen ans Geländer krallend, schleichend langsam hinabgekrochen sind. Auf der Seite verlassen wir die Tempelanlage kurz, um ein Gesamtbild zu knipsen. Beinahe zweieinhalb Stunden später verlassen wir dieses gigantische sakrale Bauwerk, ja Céline macht sich bereits Sorgen um unseren Driver – ist er noch da und langweilt er sich denn nicht? Beide Fragen können wir schnell mit Ja beantworten, denn sobald wir in die Nähe kommen sehen wir A) sein Tuk Tuk und B) ihn gemütlich, entspannt in der im Tuk Tuk aufgespannten Hängematte liegend. Schmunzelnd begrüsst er uns und wir fahren zur nächsten Sehenswürdigkeit. Der Bayon Tempel zählt zu den grössten buddhistischen Tempeln und er wurde im 12. und 13. Jahrhundert errichtet. Typisch für dieses göttliche Gebäude sind die riesigen, in Stein gemeisselten Gesichter, welche von allen Dächern den Überblick zu wahren scheinen. Für uns ist dies der Gesichtertempel. Durch eines der beiden Osttore verlassen wir die Anlage Angkor Thom, in welchem eben der Bayon Tempel das grösste Gebäude darstellt, wieder und fahren zum Ta Prohm Tempel. Er gilt als einer der speziellsten, hübschesten Tempelanlagen auf dem ganzen Gelände. Dies aber nicht seines ursprünglichen Aussehens wegen, sondern, weil riesige Wurzeln mit noch grösseren Bäumen den Tempel an vielen Orten fest im Griff zu haben scheinen. Ja an zahlreichen Stellen wachsen die Wurzeln über die Anlage und geben viele Möglichkeiten für Fotosujets ab. Ansonsten ist der Tempel beinahe dem Verfall gewidmet und wären da nicht Infotafeln über ein gemeinsames Restaurationsprojekt von Indien und Kambodscha, müsste man sagen, dass dieser Steinhaufen schon bald unter den vielen Wurzeln verschwinden wird. So bleibt aber die Hoffnung, dass die Anlage im Minimum so erhalten bleibt, wie sie sich im Jahre 2018 präsentiert.

Am nächsten Tag beginnen wir mit dem Central Angkor Thom, dort gibt es für uns nämlich noch viel zu sehen. Angkor Thom bedeutet grosse Hauptstadt und diese wurde ab Ende des 12., Anfang des 13. Jahrhunderts auf Geheiß von König Jayavarman VII. als neue Hauptstadt des Angkorreichs errichtet. Die erhaltenen Bauwerke und Ruinen finden sich heute etwa 7 km nördlich der Stadt Siem Reap bzw. etwa 1 km nördlich des bekannten Tempels Angkor Wat entfernt. So starten wir also in der antiken Hauptstadt unsere heutige Tour. Die quadratische Anlage hat Seitenlängen von je drei Kilometern und der Wassergraben rundherum hat eine Breite von 100 Metern. Die Stadtmauern waren acht Meter hoch und ihre Strassen führen zum Bayon Tempel, wo sie sich kreuzen. In jeder Himmelsrichtung gibt es ein Stadttor aus Sandstein. Im Osten befindet sich ein weiteres Stadttor, das sog. Siegestor. Vom Königspalast führte die Siegesallee direkt auf dieses Tor zu. Der König Jayavarman gliederte wichtige Bauwerke der historischen Hauptstadt in seine neue Hauptstadt ein. So lag im nordwestlichen Viertel der Königspalast mit der Tempelpyramide Phimeanakas. Dieses Ensemble ergänzten er und seine Nachfolger durch die Terrasse der Elefanten und die Terrasse des Lepra-Königs, den Großen Platz, die Turmreihe Prasat Suor Prat und besagte Siegesallee. Auch der ältere, überwältigend große Tempelberg Baphuon und zwei hallenartige Bauten, der nördliche und südliche Khleang, wurden in den Gesamtplan integriert. Im geometrischen Zentrum von Angkor Thom, von den Straßen ausgespart und umrahmt, entstand der Staatstempel Bayon mit seinem Wald von Gesichtertürmen, dort waren wir gestern zu Besuch. Von den Tempeln und Terrassen abgesehen, bestanden alle Gebäude der Stadt aus Holz (auch der Königspalast) und sind heute verschwunden. Wir halten uns also eine ganze Weile in den Überresten dieses ehemaligen Machtzentrums auf. Zuerst besichtigen wir den Baphuon Tempel. Diese hinduistische Anlage ist dem Gott Shiva geweiht. Die Fortsetzung findet unsere Tour im Phimeanakas Tempel. Leider treffen wir nach dem Hauptturm in der Anlage Angkor Wat bereits zum zweiten Mal auf ein Verbotsschild für Kinder unter elf Jahren. Wir fragen nach dem Grund und wie wir vermutet haben, ist es die Sicherheit auf den doch sehr steilen Treppen. Wieder als ganze Familie unterwegs bestaunen wir die beiden Terrassen (Elefantenterrasse und Lepraterrasse). Erstere wird von Elefanten gestützt und bei der zweiten kann man durch einen schmalen, labyrinthähnlichen Gang, welcher reich verziert ist mit hunderten von Figuren, durchmarschieren und staunen. Auch am Nachmittag setzen wir die Tempeltour fort, besuchen die künstliche Insel mit dem Neak Poan. Hier ist vor allem der Weg fasziniert, ein ca. 1 Meter breiter Holzsteg, welcher über den See zur Insel führt. In der ehemaligen Reiskammer der Khmer, welche auch für den Reichtum verantwortlich war, besuchen wir noch den East Mebon Tempel. Jetzt geht es zurück zum Hotel, wo wir vom Hotelpersonal bereits mit den erfrischend nach Pfefferminze riechenden weissen Waschlappen erwartet werden. Allerdings bleiben diese nicht sehr lange weiss – wir geniessen die willkommene Abkühlung und lassen den Tagesstaub auf dem Weiss zurück.

Es erwartet uns ein zweiter Besuch im Heaven, ja weil es so schön und so gut ist. Auch diesmal schmecken die Menus teuflisch gut. Wir wähnen uns wie im Himmel, verabschieden uns von diesem schönen Ort mit der schönen Idee, ja wir verabschieden uns von Kambodscha.

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Kommentare: 3
  • #1

    Dario (Samstag, 06 Januar 2018 18:21)

    Schöne Bilder!
    Wow! ���

  • #2

    Katja (Montag, 08 Januar 2018 23:31)

    Herrlich. Ich schwelge grad auch wieder in Erinnerungen, wunderschön auch den kindern diese Vielfalt auf diese Weise näher zu bringen! weiterhin viel Spass!!!

  • #3

    Oelhafen Burgener (Dienstag, 09 Januar 2018 11:00)

    Liebe Reisefüdlis!

    Wow! Herzlichen Dank für die tollen Blogeinträge und die wunderschönen Fotos. So können wir doch auch immer ein bisschen mitreisen, was wir - trotz einer gehörigen Portion Wehmut - sehr geniessen. Ihr habt ja schon extrem viele tolle Eindrücke sammeln dürfen. Weiter so!

    Wir freuen uns über die kommenden Berichte und umarmen euch alle herzlichst.
    Sabine & Christian mit Nessina und Maiara