Laos empfängt uns mit einem freundlichen Lächeln. Bei der Einreise ist man geheissen, der Reihe nach die Schalter 1 bis 4 anzulaufen, damit die entsprechenden Schritte zur Ausstellung des Visums in der richtigen Reihenfolge ablaufen. Dies mag bürokratisch erscheinen, ist es vielleicht auch, doch die Personen, welche hinter den Schaltern sitzen sind aufgestellt und freundlich. Am Schalter eins ordnet er die von uns mitgebrachten Fotos zum entsprechenden Einreisepapier – ohne unsere Hilfe wäre er verloren gewesen, da er Céline und Justine prompt verwechselt. Er schmunzelt und sagt nur „same, same“. Die Dame am zweiten Schalter klebt das schöne Visumspapier in den Pass – ganz anders wie in Kambodscha. Der Herr bei Nummer drei macht die hohle Hand – nicht wie zu lesen war, um die Kreditkarte entgegenzunehmen, sondern den Cash. Ja immerhin 140 US Dollar. Jetzt endlich dürfen wir uns dem Zöllner stellen. Dieser sitzt hinter seinem PC, Uniform trägt er keine und beim Vergleichen der Fotos von Pass und den lebenden Exemplaren kann er sich jeweils ein Lachen nicht verkneifen. Den ganz grossen Lacher platziert er, als er Céline auffordert vor die Kamera zu stehen, diese aber bei ihm nicht auf dem Bild erscheint. Ja ich muss sie in die Höhe halten, damit sie diese Daten auch bekommen. Der ganze Prozess geht so lange, dass das Gepäckband bereits stillsteht mit vier scheinbar verwaisten Reisetaschen. Einen Vorteil sehen wir darin. Wir brauchen unser Gepäck nicht zu suchen und wir sehen sogleich auf einen Blick, dass alles angekommen ist. Auch unser Fahrer ist der einzige, welcher noch auf der Suche nach seinen Passagieren ist. Bis zum Champasack West Terminal in Südlaos dauert die Fahrt ca. 35 Minuten. Dort werden wir auf ein Bootfloos gebeten und während der Überfahrt beglückt uns die Natur mit einem bezaubernd schönen Sonnenuntergang. Am nächsten Tag freuen wir uns auf das Wiedersehen mit Lisas Schwester Andrea. Noch während unserer Zeit auf La Réunion war klar, dass die uns im Januar in Laos treffen wird. Jetzt ist er also da, der Tag. Wieder per Spezialboot werden wir diesmal zum East Terminal von Champasack gefahren und dürfen freundlicherweise beim Dorfladen Platz nehmen und auf Andrea warten. Nach rund einer Stunde erscheint tatsächlich ein Van und Andrea winkt aus dem Auto. Überglücklich nehmen wir uns in die Arme und die gemeinsamen Abenteuer können losgehen. Ja es gibt viel, sehr viel zu erzählen und da reicht die knapp zweistündige Fahrt natürlich bei Weitem nicht. Fast an der kambodschanischen Grenze wechseln wir wiederum auf ein Boot, welches uns zur nächsten Unterkunft bringt. Über wacklige Bambusrohre betreten wir den Boden dieser Insel im Gebiet der 4000 Island. Olivia, eine Schweizerin, empfängt uns herzlich. Hier in Ban Hang Khone befinden wir uns am äussersten Rand der Insel. Übersetzt heisst es hier nämlich „Schwanz“ oder „Zipfel“ der Insel. Wir sind also am äussersten Zipfel dieser Mekonginsel gestrandet. Die Wasserfälle Tad Somphamit und Khon-Pa-Soi sind wirklich sehr sehenswert. Auch werden von hier aus Touren zu den vom Aussterben bedrohten Irrawaddy Delfinen angeboten. Diese Tour lassen wir uns natürlich nicht entgehen. Da die Chancen auf Sichtkontakt frühmorgens am besten sind, buchen wir eine Tour um 07.00 Uhr. Beim Buchungsschalter kommt uns ein Fischer entgegen, ein Tuch um die Hüfte gebunden, in der Hand einen Fisch haltend. Wir bezahlen genau die 70'000 Kip, da er logischerweise kein Rückgeld bei sich hat. Nach fünf Minuten kommt uns ein anderer Fischer entgegen und wir besteigen sein Boot. Wir werden nicht enttäuscht, nach einer kurzen wunderschönen Bootsfahrt mit einer prächtigen Morgenstimmung gehen wir an Land. Zwar leben auf der laotischen Seite des Mekong nur noch fünf Exemplare, doch der Tiere wegen ist ein Grenzübertritt erlaubt, was sonst zu ernsthaften Problemen führen könnte. Zu diesem kommt es nicht, da sich die Irrawaddydelphine in einem „Wasserbecken“ des Mekong auf der laotischen Seite aufhalten. Sie sind nicht in Spiellaune und so können wir lediglich die Rückenflossen und manchmal sogar noch etwas Rücken beobachten. Trotzdem sind wir zufrieden. Jetzt freuen wir uns auf das „Schweizer Müesli“. Um diese beiden Inseln auf dem Landweg weiter zu erkunden, wählen wir das alternative Fortbewegungsmittel zu den Seitenwagen-Tuk Tuks, das Velo. Wir lassen uns abermals ins 5 Kilometer entfernte Nachbardorf fahren, nicht ohne vorher einen der beiden grossen Mekongwasserfälle zu besuchen. Dort mieten wir fünf Velos und starten unsere Inseltour, vorbei an einfachen Hütten, verschiedenen Tempeln durch Reisfelder bis zum zweiten Wasserfall. Der Weg zurück nach Ban Hang Khone wird immer enger, die Vegetation immer dichter, die erste, wackelige Holzbrücke ist noch passierbar, bei der zweiten ist dies leider nicht mehr möglich. Umkehren ist angesagt. Die Abenddämmerung bricht bereits an und wir müssen uns tatsächlich etwas beeilen, damit wir vor Einbruch der Dunkelheit zurück sind. Beleuchtung gibt es hier im Dschungel weder an den Velos noch am Wegrand. Am nächsten Tag setzen wir die sanfte, ruhige, wenn auch manchmal holprige Art der Inselbesichtigung fort. Über die grosse, französische Brücke (1920 als Eisenbahnbrücke erstellt) gelangen wir auf die Insel Don Det, welche wir nach einem Mittagsunterbruch umrunden. Die Spezialität des Hauses ist Laosfisch im Bananenblatt, welcher höchsten kulinarischen Ansprüchen genügt. Wir verteilen dafür fünf goldene Elefanten. An der Nordspitze durchfahren wir das mit Hippies angereichte für unsere jetzigen Augen sehr touristische Dorf und sind froh, wieder ins ruhige, touristenarme Ban Hang Khone zurückzukehren. Heute Abend geniessen wir eine weitere Fischspezialität des Landes. Grillierter Fisch, gefüllt mit Lemongras. Die Party beginnt bereits am Feuer, wo Céline und Justine den Einheimischen mittels Handylampe leuchten, damit sie die Tiere salzen und auf dem Grill wenden können. Abermals sind wir von der einheimischen Küche begeistert. Die Kinder freut es, dass sie heute offiziell die Erlaubnis bekommen haben, den sticky Rice mit den Händen zu essen. Auch auf der knapp 150 Kilometer nördlich gelegenen Insel Don Deng satteln wir die Velos und erkunden Land und Leute. Unser Hotel unterstützt mit einem Teil der Einnahmen der Touristen verschiedene Projekte, besonders im Bereich der Schulen, des Reisanbaus und sogar das traditionelle Schattenspiel. Die Freundlichkeit ist auch hier gut zu spüren und direkt zu erleben. Immer wieder rennen winkende Kinder an die Strasse und grüssen mit einem freundlichen, fröhlichen sabai dii, hallo, guten Tag. Zur Kulturveranstaltung geht es per Boot über den Mekong auf’s Festland. Der schwarz-weisse Dschungelfilm aus dem Jahre 1924, vom Regisseur des Filmes King Kong, wurde in fünfjähriger, aufwendiger Arbeit mit Hilfe einheimischer Musiker vertont. Was für unsere westlichen Ohren etwas sonderbar tönt, wurde vor allem des sprechenden Affen wegen zu einem Erlebnis.
Die Velotour zur ehemaligen, alten Khmer Hauptstadt Vat Phou südlich von Champasak ist ein tolles Erlebnis. Von der Insel Don Dheng, unserem derzeitigen Aufenthaltsort, verschiffen wir die hoteleigenen Drahtesel und überqueren den Mekong, welcher an dieser Stelle doch beachtliche 1.7 Kilometer breit ist. In Champasack mischen wir uns unter die Verkehrsteilnehmer. Die Strasse ist durchgehend asphaltiert, was hier in Laos keine Selbstverständlichkeit ist. Trotzdem gilt es immer aufmerksam zu sein, damit wir den zahlreichen Schlaglöchern, den Ziegen oder Kühen auf der Strasse rechtzeitig ausweichen können. Vom Strassenrand bestaunen uns zahlreiche Kinder und Erwachsene, vor allem die beiden velofahrenden Girls sind für die Einheimischen offenbar ein visuelles Highlight. Wir nehmen dies mit einem Lächeln zu Kenntnis und winken den freundlichen Leute zu. Der Tempelkomplex, welcher seit 2001 auf der UNESCO Weltkulturliste steht, gehört zu den stimmungsvollsten Heiligtümern der Khmer ausserhalb Kambodschas. Die Anlage besteht aus drei Ebenen, die sich über eine 1.4 Kilometer lange Achse von Ost nach West erstrecken und mit einem Heiligtum auf einer Terrasse in 100 Meter Höhe abschliessen. So erkunden wir dieses in der heutigen Zeit immer noch wichtige Heiligtum über verschiedene sehr steile Treppen, bis wir von oben einen wunderbaren Ausblick über den gesamten Komplex geniessen können. In diesem ursprünglich hinduistischen Tempel wird seit dem 14. Jahrhundert Buddha verehrt und jedes Jahr am Vollmondtag des dritten Mondmonats (meist im Februar) feiern hier tausende Gläubige das 4-tägige Vat Phou Fest. Die Vorbereitungsarbeiten laufen deshalb schon in vollen Zügen (das Errichten von Zelten, Essensständen, Bettlagern,…). Auf der Rückfahrt sind wir noch auf die Hilfe von Automechanikern angewiesen. Beim Velo von Andrea blockiert plötzlich das Hinterrad, an ein Weiterfahren ist nicht zu denken. Zuerst scheinen sie nicht so Interesse an unserem Problem zu haben, bis sich dann endlich einer zu uns in die Nähe getraut. Lachend holt er sein Werkzeug und rasch gesellen sich drei, vier weitere Männer zu uns. Jetzt erst beginnt das Happening und sehr beflissen arbeiten sie an der Behebung unseres Problems. Zum Schluss wird sogar noch die Kette geölt. Ja es kommt immer gut. Dankend verabschieden wir uns und fahren zum Bootsterminal. Ein zweites Mal können wir den Mekong bei einer traumhaften Abendstimmung überqueren.
Die Tagestour zum Bolaven-Plateau östlich von Pakse führt uns ins fruchtbare Hochland mit sehr mildem Klima. Diese Region ist für seine zahlreichen, schönen Wasserfälle, die vielen Kaffeeplantagen und die Mon-Khmer-Völker bekannt. Wir starten mit der Besichtigung einer grossen Teeplantage, lassen uns erklären, welche Blätter für den Weiss- und welche für den Grüntee geerntet werden. Zum Schluss darf die Degustation natürlich nicht fehlen. Diese viel nicht so üppig aus, wie jene auf Mauritius. Beim nächsten Stopp werden wir in die Kaffeeernte eingeführt. Bereits am Eingang sind grosse Flächen mit den roten Beeren ausgelegt. In der Plantage selbst sind nur noch wenige Kaffeefrüchte zu finden, da die Ernte gerade letzte Woche abgeschlossen worden ist. Trotzdem bekommen wir noch Anschauungsunterricht. Wir dürfen eine Frucht öffnen und zum Vorschein kommen zwei Stück der uns bekannten Kaffeebohnen. Diese sind allerdings nochmals von einer dünnen Haut überzogen und ihre Farbe ist grün. Der Führer erklärt uns, dass diese Plantage zu einer Kooperation gehört, welche nach den „Fairetrade“ Kriterien produziert und zudem auch noch biologisch. Das heisst wirklich, dass sie keine Chemikalien einsetzen, als Dünger werden die Schalen der Kaffeefrucht benutzt. Die Bestäubung erfolgt durch die verschiedenen Bienenvölker, welche in der Plantage untergebracht sind. Den Honig verkaufen sie selbstverständlich ebenfalls gerade vor Ort. Bei der Degustation kann zwischen dem milderen Arabica und dem eher etwas herberen Robustica ausgewählt werden. Die Wasserfälle, welche wir besichtigen sind alle in ihrer Art verschiedenen. Am einen Ort stürzen die Wassermassen bis 150 Meter in die Tiefe. Das Abenteuer der Zippline ersparen wir uns hier allerdings, da wir in unterschiedlichen Bücher nicht viel Gutes über die Seilparks in Laos gelesen haben. Beim nächsten Ort können wir über eine steile Treppe bis an den Fuss des breiten Wasserfalls gehen und die nächsten Fälle sind mit Holzstegen so gut zugänglich, dass man bis ans Wasser gelangt. Leider sehen wir vom Dorf einer ethnischen Minderheit nur sehr, sehr wenig. Wenigstens können wir ihnen zwei Webarbeiten abkaufen und auf dem Weg zum Auto haben wir noch kurz die Gelegenheit, eine alte Frau beim Weben zu beobachten. Im Türrahmen sitzend, den Webrahmen mit ihren beiden Füssen aufgespannt, arbeitet sie in aller Ruhe an einer neuen Webarbeit. Erst in der Dunkelheit erreichen wir das East-Terminal. Hier werden wir bereits wieder vom Hotel-Boot-Taxi erwartet und sicher in der Dunkelheit über den Mekong gefahren. Wir geniessen den Blick in die sternenklare Nacht.
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Dario (Dienstag, 23 Januar 2018 18:23)
Schöne Bilder, Guter Text
Dario (Sonntag, 28 Januar 2018 17:41)
Toll, einfach nur wow.
Wäre am liebsten selbst dort. ���