Perth begrüsst uns mit Sonnenschein und Wind, so wie man es erwarten kann. Da unser Flieger sehr früh gelandet ist (05.45 Uhr, Ortszeit), haben wir hier am Flughafen alle Zeit der Welt. Zeit für die Einreise inkl. Schnüffelhund, welcher allerdings erst im Kindergarten zu stecken scheint, denn Justine hat noch allerhand Esswaren dabei. Etwas verlegen schiebt sie ihr Handgepäck vor meine Füsse, als es heisst, in die Reihe zu stehen und nach vorne zu blicken. Ja vielleicht war der Spürhund schon etwas länger bei mir, doch als wir danach sehen, was noch alles im Rucksack versteckt gewesen ist, sind wir einerseits sehr froh und anderseits doch erstaunt, dass dieser nicht angegeben hat. Den Notvorrat für Céline hat Lisa nämlich just im richtigen Moment noch an die Abschrankleine geknüpft, da wir nirgends mehr einen Eimer sahen und mit einer Busse einreisen wollten wir eigentlich nicht. Jetzt sind wir auf der sicheren Seite und durch die sich eben schliessende automatische Türe können wir gerade noch erkennen, wie Hundeführer und Hund mit Erstaunen „unseren“ Sack entdecken. Morgenessen, SIM-Karte besorgen und Infobroschüren durchkämen sind unsere ersten Beschäftigungen in Down Under. Die Firma Redsands öffnet ihre Tore erst in drei Stunden. Dort werden wir sehr ausführlich in die Handhabung unseres 4WD-Landcruiser mit all seinen technischen Raffinessen eingeführt. Jetzt kann das Abenteuer Westaustralien beginnen. Fremantle ist unsere erste Station, ein Campground übersät von Schweizer Touristen. Zum Glück findet direkt am Strand ein Foodfestival statt, so dass wir dem Schweizerdeutsch ausweichen können. Der Besuch beim Lake Clifton soll verdient sein, denn anfangs scheint es, dass wir nirgends ans Ufer dieses Sees gelangen könnten. At least schaffen wir es doch noch und die Thrombolites, gesteinsartige, gewölbte, schöne Erhebung im Wasser sind wirklich einen Besuch wert. Jetzt gehen wir auf der Suche nach einer 4WD Route, welche ganz in der Nähe beginnt und direkt am Meer entlangführen wird. Die beiden Navis sind nicht immer der gleichen Meinung, doch nun befinden wir uns auf dem richtigen Weg in Richtung Sandstrand. Anfangs ist die Strasse schön geteert. Plötzlich wechselt der Belag auf Schotter, die Fahrt ist aber immer noch erstaunlich ruhig. Kurz vor dem Überqueren der Düne sehen wir verschiedene Tafeln, wie zum Beispiel „only for 4WD“ oder dass wir jetzt den Druck aus den Pneus verringern sollten. Wir wollen es einfach einmal versuchen und so rollen wir vorsichtig auf die Sandstrasse, welche zuerst recht steil nach unten geht. Das Erinnerungsfoto darf natürlich nicht fehlen. Über die nächste Düne geht es dann direkt ans Meer. Bis jetzt läuft alles gut, obwohl das Fahren auf Sand etwas sehr, sehr spezielles ist und dies nicht nur für den Driver. Das Unbehagen von Céline ist immer noch recht gross und zugegen habe ich noch lange nicht die Fahrerfahrung wie Edward oder Seleman. Meine anfängliche Verkrampfung löst sich allmählich und schon sind wir auf der Suche nach einem schönen Plätzchen. Allerdings wollen wir an einer wohlbedachten Stelle die letzten Höhenmeter zurücklegen. Dies gelingt dann auch und das Auto ist platziert. Allerdings windet es so stark, dass wir das Auto noch etwas drehen möchten, was leider nicht mehr geht. Vor allem die Hinterräder vergraben sich im Sand und das Fahrzeug macht keinen Wank mehr. Jetzt stecken wir also mitten im grossen Sandabenteuer. Nicht dass wir bereits alle Mittel ausgeschöpft hätten, denn Super Power Knopf haben wir noch auf Lager. So beschliessen wir doch zuerst einmal etwas zu kochen, ehe wir dann die Rettungsaktion starten werden. Mit grosser Hilfe von uns allen kochen wir unser feines Strandmenu, welches wir zwar mit viel Wind aber einer unvergesslich schönen Aussicht geniessen. Nachdem wir alles zusammengeräumt haben und nun alle im Auto sitzen, versuchen wir also zu starten, nicht ohne doch vorher noch etwas Luft abgelassen und die Hinterräder freigeschaufelt zu haben. Und siehe da unser Auto lässt uns nicht im Stich – wir fahren, zur grossen Erleichterung vor allem von Céline und mir. So fahren wir wieder zurück, doch da auf der Karte die Route eigentlich keine Sackgasse ist, entscheiden wir uns doch wieder zu wenden und vorwärts zu fahren. Céline ist immer noch sehr angespannt. Nochmals entscheiden wir uns zu wenden und schon bald ist auch wieder eine geeignete Stelle da. Als uns aber zwei Autos entgegenkommen, welche sehr zielstrebig fahren, wenden wir ein letztes Mal und nehmen die Verfolgung der weissen Landcruisern auf. Diese sind zwar einiges schneller unterwegs als wir, doch mit Bedacht kommen auch wir voran. Plötzlich sehe ich die beiden, wie sie seitwärts Richtung Meer abrutschen und um uns dieses Erlebnis vorzeitig zu ersparen, suche ich vorher eine Möglichkeit, näher ans Meer zu gelangen. Dies gelingt mir auch tatsächlich und alle atmen auf. Die Fahrt beginnt allen zu gefallen und wir können es mittlerweile auch richtig geniessen. So fahren wir also direkt der Westküste Australiens entlang. Näher ist nicht mehr möglich. Plötzlich, ich steuere das Auto wieder etwas weiter die Düne hoch, beginnen wir zuerst zu rutschen und dann stecken wir fest. Rückwärtsgang nützt nichts, ja jetzt spritzt der Sand von den durchdrehenden Rädern an die Windschutzscheibe. Es gibt nichts anders, als auszusteigen und nachzusehen wie Ernst die Lage wirklich ist. Rasch stellen wir fest, dass die Lage sehr ernst ist und so beginnen wir mit Schaufeln, ob von Hand oder mit dem Werkzeug. Keine fünf Minuten später fährt ein Deutsch-Australier circa 20 Meter vor uns hin und eilt uns mit seinem Kollegen zu Hilfe. Als erstes fragen sie nach dem Druck in den Pneus und beschliessen, diesen noch zu verringern. Vor allem beim linken Hinterrad müssen wir viel Grabarbeiten leisten, bis wir endlich ans Ventil gelangen können. Nachdem alle Reifen „platt“ sind, also noch 15psi anstelle der üblichen 49psi (Hinterräder) und vorne 15psi anstelle von 39psi haben, spannen sie ein Abschleppseil. Jetzt lautet die Devise, alle ins Auto sitzen und dann auf sein Zeichen langsam mit wenig Drehungen die Räder zu starten. Dies gelingt hervorragend und im Nu sind wir aus dieser misslichen Situation befreit. Alle überglücklich, bedanken wir uns bei den beiden netten Männern und bieten ihnen eine Katzenzunge (ein Geschenk noch von Andrea) an, welche sie genüsslich auf der Zunge vergehen lassen. Ihre Tipps nehmen wir sehr zu Herzen. Luftdruck bei 15psi, beim Feststecken Rückwärtsgang einlegen und dann mit etwas Schwung wieder vorwärtsfahren und nie allzu viele Umdrehungen. So haben wir wieder einiges gelernt auf unserem Dünenabenteuer und lustigerweise ab jetzt fühlen sich alle wohl im Auto.
Auf der Fahrt in den Süden können wir vom menschenleeren, weissen Sandstrand aus Delphine beobachten, welche unweit des Ufers ihre Kreise ziehen. Unser nächstes Zuhause ist ein Buschcampingplatz an einem Stausee und dank 4WD können wir einen wunderbaren Platz direkt neben dem Wasser wählen. Die Weiterfahrt am nächsten Tag nach Augusta wird jäh unterbrochen. Eine Strassensperre verhindert die Weiterfahrt und wir erfahren, dass ganz schlimme und vor allem grosse Buschfeuer im Gang sind. Es bleibt nichts Anderes übrig, als nordwärts zurückzufahren und eine neue Bleibe zu suchen. Ca. 20 Kilometer nördlich werden wir fündig. Der dortige Host beruhigt uns wegen des Buschfeuers und er erklärt, dass er in ständigem Kontakt mit dem Ranger sei – im Notfall werde er uns frühzeitig warnen. So können wir beruhigt schlafen gehen. Unter diesen Umständen erscheint unser Besuch auf dem welthöchsten Feuerausschauplatz am nächsten Tag, einer Baum-Plattform in 53 Metern Höhe, logisch. Hier oben windet es ganz schön stark doch zu unserer Beruhigung können wir keinen Buschbrand orten. Mit dieser Information klettern wir wieder vorsichtig die Stahlstufen hinunter auf den sicheren Boden. Da wir uns jetzt die Höhe dieser Bäume gewohnt sind, besuchen wir am folgenden Tag die Giants beim Tree Top Walk. Der höchste Punkt der Plattform liegt auch immerhin auf 40 Metern über dem Boden und wenn man bedenkt, dass wir z.T. von Eukalyptusbäumen um bis zu 30 Meter überragt werden, so kommen wir uns doch sehr klein vor. Diese Dimensionen sind schon sehr eindrücklich.
Die Region um Albany gefällt uns besonders gut. Nachdem wir im Coles Essen für die nächsten Tage besorgt haben, im Hotel Albany Cappuccinos resp. Babyccions getrunken haben und durch die Strassen der Stadt geschlendert sind, machen wir uns auf den Weg in den meistbesuchten Nationalpark von Westaustralien - der Torndirrup-Nationalpark. Von meistbesucht ist offenbar zu dieser Zeit nichts zu merken, denn wir sind fast die einzigen Touristen, welche von Sehenswürdigkeit zu Sehenswürdigkeit fahren. So kochen wir an der schneeweissen Frenchmanbeach unser Mittagessen, während die Girls in der weissen Arena herumturnen. Anschliessend werden auf dem natürlichen Whiteboard sogar Mathe-Aufgaben gelöst, vor allem beim Bruchrechnen ist dieser feine Sand sehr praktisch und kürzen kein Problem. Die Salmon-Beach ist sehr klein, aber sehr wild und so verstehen wir all die Warnschilder. Die bizarren Felsformationen sind sehr speziell anzusehen und der kurze Rundwalk am Stony Hill bietet wirklich eine 360° Rundsicht auf die gesamte Küstenregion. Dieser Anblick raubt einem fast den Atem und dazu bläst noch ein sehr, sehr starker Wind. Doch für die Schönheit der Natur nimmt man dies sehr gerne in Kauf. Schon sind wir auf dem Weg hinunter zur Steilküste, mit dem Ziel die „Blowholes“ zu sehen. Leider ist die See (noch) zu tief, so dass ausser einem sehr schmalen Felsspalt neben einer Infotafel nichts zu sehen ist. Allerdings wenn man genau hinhört, vernimmt man das tobende Meer in rund 30 Metern Tiefe. Ein Australier erklärt uns, dass in Spitzenzeiten das Wasser über einen Meter hoch aus diesem Felsriss herausspritzt. Die Gesteinsformationen seien dann sehr glitschig und mit Flipp Flopps, wie wir sie heute tragen, nicht zu begehen. Ja an dieser Stelle seien auch schon Leute ausgerutscht und ins Meer gestürzt, aus welchem es kein Entrinnen mehr gibt. Wir geniessen kurz den Ausblick auf Küste und Meer und machen uns anschliessend daran, die verlorenen Höhenmeter wieder zurückzugewinnen. Den letzten Abstecher unternehmen wir zur Natursteinbrücke. Dieses durchdesignte Areal wirkt für uns etwas aufgesetzt und doch sind die beiden Hauptattraktionen gut in Szene gesetzt. Bei der Schlucht (The Gap) thront man 37 Meter über dem Meeresspiegel, scheinbar freischwebend, und der Blick auf die Brücke (Natural Bridge) lässt einen guten Winkel für Fotos zu. Obwohl zur Zeit Ebbe herrscht, sind beide Spots sehr eindrücklich. Auf der Anfahrt zum Norman Campground können wir zwei Känguruhs beim Überqueren der Graveld Road beobachten. Am Ziel angelangt sind wir froh, dass wir den letzten der fünf (!) Standplätze belegen können. Wir erkunden die südliche Küste weiter und besuchen die Region um Bremer Bay. In Little Boat Harbour finden wir dann auch unseren beinahen Privatstrand. Ein bezaubernder, weisser Sandstrand vor türkisfarbenem Meer, seitlich begrenzt durch schön geformte, durch die Gezeiten abgerundete Felsformationen, genau das wird unser Strand. Das Wasser ist sehr klar und im Verhältnis zu La Réunion recht kühl. Die Fische darin sind so rar wie die Touristen an Land, wobei wir Zweiteres natürlich mit Freuden zur Kenntnis nehmen. Auf dem Rückweg besuchen wir noch kurz die Short Beach. Die Wellen rollen meterhoch, laut tosend im Sekundentakt ans Ufer und die Schatten, welche wir werfen sind alles andere denn short. Zurück auf dem Camping beginnen die Kinder sogleich wieder mit den riesigen Traktorschläuchen herumzuturnen und es ist bald soweit, dass eine zirkusreife Nummer steht. Die beiden Girls, welche wir bereits am Strand gesehen haben, schleichen sich scheu in die Nähe von Céline und Justine und beobachten das wilde Treiben. Lisa bricht das Eis und schon turnen und spielen sie zu viert, die Artistensprache ist selbstverständlich Englisch. Nicht einmal das Eindunkeln hindert sie am Spielen und so ist in beiden Fällen das zubereitete Nachtessen der Grund, mit dem munteren Turnen aufzuhören. Morgen verlassen wir diese wunderschöne Bilderbuchregion und fahren landeinwärts Richtung Hyden.
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Dario (Sonntag, 04 Februar 2018 12:36)
Sieht schön aus, das Fleisch sieht sehr appetitlich aus.
Möchte amliebsten such dasein. � Viel Spass euch vier.
Rahel (Montag, 05 Februar 2018 11:54)
Oh, geniesst es im wunderschönen WA � liebe Grüsse und Danke für den ausführlichen Bericht ��
Nani (Samstag, 10 Februar 2018 17:03)
Toll,die Beschreibungen mit den schönen Fotos!!! Mann kann so richtig mitleben.
Ich hoffe,Euch wieder einmal zu sehen.
Liebe Grüsse
Euer Nani